Ein neue EU-weite Kapitalgesellschaft könnte vielen Startups das Leben erleichtern – doch noch gibt es zahlreiche Hürden.
Mit EU Inc startet eine weitreichende Initiative, die Europas Startups auf eine neue Ebene heben soll. Führende europäische Unternehmer und Investoren haben sich zusammengeschlossen, um eine standardisierte Unternehmensstruktur für Startups in der Europäischen Union zu schaffen. Unterstützt wird die Initiative von namhaften Persönlichkeiten der europäischen Technologiebranche, darunter Ilkka Paananen von Supercell, Taavet Hinrikus von Wise, Éléanore Crespo von Pigment und Hanno Renner von Personio. Gemeinsam fordern sie die Schaffung einer neuen Rechtsform – der „EU Inc“ –, um Hindernisse für europäische Startups abzubauen und der Region zu ermöglichen, im globalen Innovationswettbewerb Schritt zu halten.
Die Idee von EU Inc basiert auf der Überzeugung, dass Europa durch die Fragmentierung seiner Rechts- und Steuersysteme junge Unternehmen stark ausbremst. Startups, die oft auf schnelle Skalierung und einfache internationale Expansion angewiesen sind, stoßen in Europa häufig auf komplexe rechtliche und regulatorische Hürden. Andreas Klinger, Mitinitiator der EU Inc-Initiative und Partner bei Prototype Capital, betont die Notwendigkeit für eine zentrale Reform: „In der Welt der Startups ist Dynamik alles. Wenn sich Unternehmen in Europa in komplexen nationalen Regelwerken verlieren, verlangsamt das Wachstum und verringert ihre Chancen, sich auf dem globalen Markt zu behaupten.“
Mario Draghis Bericht zur gefährdeten Wettbewerbsfähigkeit Europas sowie die politischen Leitlinien von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen unterstreichen die Bedeutung der Innovation und die Notwendigkeit, ein „28. Regime“ zu schaffen – ein Konzept, das EU-weite rechtliche Standards einführen würde. Dies würde grenzüberschreitende Prozesse vereinfachen, Investitionen fördern und den Innovationsstandort Europa stärken.
EU Inc strebt eine einheitliche Rechtsform an, die nicht nur Bürokratie abbauen, sondern auch Investitionsprozesse standardisieren und grenzübergreifende Mitarbeiteraktienoptionen etablieren würde. Ein zentraler Aspekt der Initiative ist es, eine Struktur zu schaffen, die es Unternehmen ermöglicht, europaweit unter denselben rechtlichen und steuerlichen Bedingungen zu agieren – ein enormer Vorteil gegenüber den bisherigen Modellen, in denen Startups in jedem EU-Land unterschiedlichen Gesetzen unterliegen. Hanno Renner, CEO von Personio, verdeutlicht die Dringlichkeit: „Wir brauchen mutige Schritte, um die wirtschaftliche Zukunft Europas zu sichern. Es reicht nicht, nur auf bestehende Systeme zu setzen.“
Die EU Inc-Struktur würde Startups und Investoren gleichermaßen zugutekommen. Gerade in Bereichen wie Mitarbeiterbeteiligung und Finanzierung könnten klare, EU-weit gültige Regelungen für enorme Erleichterungen sorgen und dafür sorgen, dass die besten Talente und das Kapital in Europa verbleiben.
Doch trotz der Unterstützung einflussreicher europäischer Akteure gibt es erhebliche Herausforderungen. Das Hauptproblem besteht in der Vereinheitlichung der rechtlichen Rahmenbedingungen in der EU, da die Mitgliedsstaaten seit jeher individuelle Unternehmens- und Steuerregeln pflegen. Die Einführung eines einheitlichen EU-Rechtsstatuts für Startups würde nationale Gesetzgebungen teilweise überstimmen – ein Ansatz, der politischen Widerstand auslösen könnte. In vielen Mitgliedsländern würde dies auch bedeuten, dass etablierte nationale Gesetzesrahmen angepasst werden müssen, was langwierige politische Verhandlungen und umfassende Gesetzesänderungen erfordert.
Zudem gibt es Bedenken, ob die Initiative im Europäischen Parlament und bei der EU-Kommission ausreichende Unterstützung finden wird. Bisherige Initiativen zur Harmonisierung, wie die Kampagne „Not Optional“ für eine EU-weit gültige Regelung von Aktienoptionen, haben gezeigt, dass politische Konsensfindung oft mühsam und langsam vorangeht. Dennoch setzt die EU Inc-Koalition darauf, dass der wachsende politische Wille zur Förderung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit die notwendigen Reformen unterstützt.
Die EU Inc-Initiative setzt darauf, dass durch die bevorstehenden Anhörungen im Europäischen Parlament der Stein ins Rollen gebracht wird. „Mit den Anhörungen im nächsten Monat haben die politischen Entscheidungsträger die Gelegenheit, Europas Zukunft aktiv mitzugestalten,“ heißt es von Seiten der EU Inc-Initiatoren. Die Gründung einer zentralen Startup-Einheit wie EU Inc könnte Europas Innovationskraft langfristig stärken und Europa als attraktiven Standort für Unternehmensgründungen und Investitionen etablieren.
Die Initiative spiegelt den Wunsch wider, Europas Startup-Szene auf globaler Ebene konkurrenzfähig zu machen und die immense Innovationskraft des Kontinents endlich freizusetzen. Nun liegt es an den politischen Entscheidungsträgern, die Basis für eine paneuropäische Rechtsform zu schaffen und so den Grundstein für mehr unternehmerische Handlungsfreiheit zu legen.
Mehr dazu auf t3n.
Möchtest Du neue Inhalte aktuell in Deiner Inbox haben? Dann hinterlasse Deine Email und erhalte laufend Neuigkeiten über die Startup-Szene.
Luise-Ullrich-Str. 20
D-80636 München
Tel 089-2488 61 370
Email
Kortumstr. 56
D-44787 Bochum
Tel 0234-68709823
Email