Deutschland, Land der Dichter und Denker – aber auch der Bremser und Schönredner: Drei aktuelle Studien über die Gründer- und Startup-Szene zeichnen ein zwiespältiges Bild: Während Europa Stabilität und Wachstumspotenzial beweist, gerät der deutsche Innovationsmotor ins Stocken. Rückläufige Gründungszahlen, Fachkräftemangel und ein schwieriges regulatorisches Umfeld dämpfen die Dynamik. 1. Stand der Existenzgründungen in Deutschland Die
Deutschland, Land der Dichter und Denker – aber auch der Bremser und Schönredner: Drei aktuelle Studien über die Gründer- und Startup-Szene zeichnen ein zwiespältiges Bild: Während Europa Stabilität und Wachstumspotenzial beweist, gerät der deutsche Innovationsmotor ins Stocken. Rückläufige Gründungszahlen, Fachkräftemangel und ein schwieriges regulatorisches Umfeld dämpfen die Dynamik.
Die Zahlen aus der aktuellen IFO-Untersuchung sprechen eine deutliche Sprache: Im ersten Halbjahr 2024 wurden in Deutschland rund 90.700 wirtschaftlich bedeutende Betriebe gegründet – ein Rückgang von 0,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders betroffen sind traditionelle Branchen wie Einzelhandel und Gastronomie.
Die entsprechende Forderung, den sinkenden Unternehmergeist in Deutschland durch neue politische Anreize zu stärken, wird von verschiedenen Industrie- und Handelskammern (IHK) unterstützt. So betont die IHK Region Stuttgart in ihrer wirtschaftspolitischen Position: „Für einen auch künftig wettbewerbsstarken Mittelstand brauchen wir neben verlässlichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch eine Kultur der Selbstständigkeit.“ Ähnlich äußert sich die IHK Potsdam und fordert finanzielle Unterstützung für Gründungswillige in der Vorgründungsphase sowie eine Verbesserung des Unternehmerbildes in Politik und Öffentlichkeit.
Denn gerade in den zukünftigen Schlüsseltechnologien gibt es durchaus positive Entwicklungen: Digitale Dienstleistungen und KI erweisen sich als robuste Wachstumstreiber. Startups in diesen Bereichen profitieren von der Digitalisierung und einem zunehmenden Fokus auf Nachhaltigkeit. Dieses „gemischte Bild“ zwischen Aufbruch und strukturellen Problemen gibt auch der folgende Report von Atomico wieder.
Der „State of European Tech Report 2024“ von Atomico zeigt: Deutschland ist ein zentraler Akteur im europäischen Startup-Ökosystem. Mit 6,3 Milliarden Euro eingesammeltem Kapital im Jahr 2024 belegt das Land Platz drei unter den europäischen Tech-Hubs. Die Gesamtinvestitionen in Europa haben sich seit 2015 verzehnfacht und erreichten 426 Milliarden US-Dollar.
Ist dies ein Erfolg? Ja und nein. Denn europäische Scaleups kämpfen trotz dieser Investitionen mit einer Wachstumsfinanzierungslücke von insgesamt 375 Milliarden US-Dollar. Dieses Defizit trifft deutsche Startups besonders hart. Fast jedes zweite Unternehmen sucht Kapital in den USA, was zu einer Abwanderung von Wissen und Talenten führt.
Lichtblicke gibt es in Zukunftsbranchen. Deutschland investiert stark in Nachhaltigkeit und Künstliche Intelligenz. Green-Tech-Startups profitieren vom europäischen Fokus auf den Klimaschutz. 2024 flossen 1,4 Milliarden US-Dollar in deutsche KI-Unternehmen, was das Land global auf Platz fünf katapultiert.
Berlin und München haben sich zu starken Innovationszentren entwickelt. Doch Deutschland droht international den Anschluss zu verlieren. Pensionsfonds könnten helfen: Sie investieren derzeit nur 0,01 % ihres Kapitals in europäische Startups. Weniger Bürokratie und mehr gezielte Investitionen sind dringend notwendig.
Eine der drängendsten Herausforderungen ist der Fachkräftemangel. Laut einer Studie des Startup-Verbands und der Stepstone Group sehen 60 % der Scaleups den Mangel an qualifizierten Mitarbeiterals Wachstumsbremse. Besonders betroffen sind IT, Sales und Forschung.
„Deutschland steuert sehenden Auges in die große Arbeiterlosigkeit“, warnt Sebastian Dettmers, CEO der Stepstone Group. Er fordert ein „offenes und zukunftsorientiertes Einwanderungssystem“, um den Innovationsstandort zu sichern.
Internationale Talente könnten die Lösung sein: Fast 45 % der Beschäftigten in Scaleups stammen bereits aus dem Ausland, bei 74 % der Unternehmen ist Englisch die Arbeitssprache. Doch die komplizierten und langwierigen Visaverfahren schrecken viele ab. Magdalena Oehl vom Startup-Verband fordert: „Deutschland muss bei der Visa-Vergabe endlich schneller und digitaler werden – sonst arbeiten die besten Talente längst woanders.“
Die drei Studien zeigen klar: Deutschland steht am Scheideweg. Rückläufige Gründungszahlen, Fachkräftemangel und ein schwieriges regulatorisches Umfeld gefährden die Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig bietet die europäische Startup-Szene ein Vorbild und eine Chance: Mit gezielten Reformen in der Bürokratie, schnelleren Visaverfahren und einer neuen Gründerkultur könnte Deutschland wieder durchstarten.
Denn eines ist klar: Die Zeit zu handeln ist jetzt – bevor andere Länder uns endgültig den Rang ablaufen.
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