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Industrial Tech made in Europe – geht es jetzt richtig los?

Moritz Grumbach - Profilbild Orange

Lange waren Industrial Tech Startups vielen klassischen Investoren zu riskant. Doch mit der Wahl Trumps und anderen geopolitischen Entwicklungen könnte sich das ändern.

Auf einem Holztisch werden Miniaturmodelle von Gebäuden mit elektrischen Leitungen ausgestellt, die das Wesen europäischer Industrietechnik in einer Laborumgebung einfangen. Im Hintergrund sind Regale und Fenster zu sehen, die der Szene Tiefe verleihen.
Auf einem Holztisch werden Miniaturmodelle von Gebäuden mit elektrischen Leitungen ausgestellt, die das Wesen europäischer Industrietechnik in einer Laborumgebung einfangen. Im Hintergrund sind Regale und Fenster zu sehen, die der Szene Tiefe verleihen.
November 25, 2024

Inhaltsverzeichnis

Startschuss für die nächste industrielle Revolution?

Geopolitische Spannungen und der zunehmende Bedarf an technologischer Unabhängigkeit bringen Europa in eine neue Ära. Die Wiederwahl von Donald Trump und Chinas immer mächtigere Rolle in der globalen Innovationslandschaft erhöhen hierzulande den Druck, unabhängiger von globalen Lieferketten zu werden und eigene Schlüsseltechnologien aufzubauen. Investitionen in Industrial Tech, also Technologien zur Digitalisierung und Automatisierung industrieller Prozesse, können dabei entscheidend helfen, Europa als Standort unabhängiger zu machen und im globalen Wettbewerb mitzuhalten.

Zumindest was die Investitionen betrifft, scheint der Weckruf angekommen zu sein. Laut dem hy Innovation Report 2024 stiegen die Investitionen europäischer Unternehmen in Forschung und Entwicklung (F&E) im Jahr 2022 um 13,6 % – eine Steigerung, die die Investitionen der USA und Chinas erstmals übertraf und Europas strategische Ambitionen unterstreicht​​.

Schlüsselbereiche wie Produktionsautomatisierung, Green Tech und Energieeffizienz verzeichneten hier beeindruckende Wachstumszahlen, wie auch weitere Studien belegen: Die Investitionen in Sensorik-Technologien stiegen um 312 %, während Effizienztechnologien ein Wachstum von 23 % verzeichneten​. Laut dem Report von Dealroom hat Europa im Jahr 2023 einen Rekordanteil von 24 % an den weltweiten Frühphaseninvestitionen erreicht, was die zunehmende Unterstützung für innovative Industrial Tech-Startups widerspiegelt​.

Treiber des Aufschwungs: Venture Capital und Startups

Und tatsächlich scheint sich hier etwas zu tun. Während viele VCs lange zögerlich gegenüber Industrial Tech Startups waren (siehe „Herausforderungen“), zeigt der HY Report nun ein deutlich vermehrtes Interesse von Venture Capital Gebern an entsprechenden Investments. Einige dieser Protagonisten sind z.B.:

High-Tech Gründerfonds (HTGF): Der deutsche Seed-Investor unterstützt Startups in Industrial Tech, Life Sciences und Digital Tech und hat bis heute tausende Unternehmen finanziert. HTGF legt dabei einen besonderen Fokus auf Technologien, die industrielle Prozesse effizienter gestalten​.

Speedinvest: Diese österreichische VC-Firma konzentriert sich auf Pre-Seed- und Seed-Investitionen in Tech-Startups und fördert auch Industrial Tech-Innovationen in Bereichen wie Automatisierung und nachhaltige Energieeffizienz​.

Industrifonden: Ein schwedischer Investor, der sich auf innovative Technologien im Nordic-Raum spezialisiert und insbesondere in nachhaltige Industrien wie Clean Tech und Industrial Tech investiert. Industrifonden hat unter anderem in das grüne Stahl-Startup H2 Green Steel investiert, das eine nachhaltige Alternative zur traditionellen Stahlproduktion bietet​.

Noshaq: Ein belgischer Fonds mit Fokus auf Deep Tech, Energie und Nachhaltigkeit, der industrielle Startups durch eine gezielte Wachstumsfinanzierung unterstützt. Noshaq investiert bevorzugt in nachhaltige Lösungen, die das industrielle Wachstum Europas fördern​.

Diese und viele weitere VCs tragen nun vermehrt nicht nur durch Kapital, sondern auch durch strategische Beratung und die Bildung von Startup-Clustern zur Entwicklung von Industrial Tech in Europa bei. Einige Schlüsselfelder dieser Entwicklung sind z.B. wie folgt:

Fertigungstechnik: Mit einem Investitionswachstum von 46 % zeigt sich dieser Bereich besonders dynamisch. Das Dresdner Startup Wandelbots hat hier mit seiner benutzerfreundlichen Roboterprogrammierungssoftware eine Vorreiterrolle übernommen. Diese Technologie ermöglicht eine flexible Automatisierung und konnte bereits Kapital in Höhe von 135 Millionen Dollar anziehen​.

Energieeffizienz: Lösungen zur Senkung des Energieverbrauchs sind entscheidend, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu reduzieren. Das schwedische Unternehmen Northvolt entwickelt leistungsstarke Batteriespeicher für industrielle Anwendungen, die nicht nur emissionsarm, sondern auch recyclingfähig sind und damit die Energiewende in der Industrie unterstützen​.

Robotik und Automatisierung: Die Robotik spielt in Europa eine wichtige Rolle. Exotec aus Frankreich ist ein führender Anbieter von Logistikrobotern, die die Effizienz in Lagerhäusern signifikant steigern. Ein weiteres Beispiel ist Skeleton Technologies aus Estland, das ultraleistungsfähige Kondensatoren für industrielle Energiespeicher entwickelt und so den Energieverbrauch in der Industrie reduziert​.

Herausforderungen für die Zukunft

Trotz dieser positiven Beispiele stehen europäische Industrial Tech Startups und ihre Investoren nach wie vor vor verschiedenen Herausforderungen, die das Wachstum in diesem Sektor weiterhin einschränken. Ein wesentlicher Punkt ist das Fehlen einer kohärenten und einheitlichen EU-weiten Strategie für Industrial Tech. Zwar gibt es bereits Initiativen, die digitale Industrie in der EU zu fördern und sie gegen externe Abhängigkeiten zu wappnen. Sie bleiben aber bis dato viel zu vage und reichen über wohlformulierte Absichten kaum hinaus.

Zusätzlich dazu erschweren lange Entwicklungszyklen und hohe Anfangsinvestitionen das Wachstum von Industrial Tech-Startups. Diese Unternehmen haben häufig Kapitalanforderungen, die weit über die typischen Investitionsgrößen für reine Software-Startups hinausgehen. Dies führt dazu, dass Industrial Tech-Startups auf weitere Kapitalquellen angewiesen sind und vor allem längere Finanzierungszeiträume benötigen, was viele nicht-spezialisierte VCs abschreckt​.

Ein weiteres Hindernis ist die Datensouveränität. Da Industrial Tech stark auf industrielle Daten angewiesen ist, zögern viele Unternehmen, Daten mit externen Partnern zu teilen. Plattformen wie Manufacturing-X zielen darauf ab, sichere europäische Datenräume zu schaffen, in denen Unternehmen sensible Daten kontrolliert weitergeben können. Der hy Innovation Report betont die Bedeutung solcher Plattformen, um Effizienzgewinne zu ermöglichen und gleichzeitig die Kontrolle über wertvolle Informationen zu behalten​.

Fazit: Industrial Tech als strategische Chance für Europa

Sollte es – und am besten schnell – gelingen, diese Hürden und Herausforderungen durch eine kohärente und deutlich agilere EU-Politik zu überwinden, könnte Industrial Tech eine nachhaltige Gelegenheit bieten, eine global unabhängigere, wettbewerbsfähigere und innovativere Industrie aufzubauen. Die Kombination aus gezielten VC-Investitionen, staatlicher Förderung und einem strategischem Fokus auf grüne Technologien könnte es Europa ermöglichen, langfristig eine gestärkte Rolle in der industriellen Digitalisierung und Automatisierung zu übernehmen. Dadurch hätte „Old Europe“ das Potenzial, seine wirtschaftliche Resilienz und technologische Souveränität in unsicheren Zeiten erheblich zu steigern.

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Moritz Grumbach

Hallo, ich bin Moritz. Ich habe zwei Startups mit Millionenumsätzen gegründet, war Digitalberater bei Ernst & Young und Lehrbeauftragter für Innovation & Entrepreneurship an einer deutschen Hochschule. Heute begleite ich unter der Marke DeinStartup.Coach bundesweit Gründer*innnen beim Aufbau ihres Unternehmens.

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