Mehr als ein kurzes Stimmungstief: Gründer geben Deutschland mieses Feedback

Der DIHK-Report zur Unternehmensgründung 2024 zeigt ein zunehmend düsteres Bild für den Gründungsstandort Deutschland. Die Daten, die auf rund 180.000 Kontakten mit Gründungsinteressierten basieren, verdeutlichen, dass das Interesse an Unternehmensgründungen in Deutschland weiterhin abnimmt. Dies wird durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht, darunter die nachlassende Konsumnachfrage, strukturelle Defizite und hohe Kosten. Der Fachkräftemangel wirkt ebenfalls als doppeltes Hemmnis: Einerseits verringert er die Attraktivität der Selbstständigkeit, andererseits erschwert er es Start-ups, qualifiziertes Personal zu finden.

Besonders besorgniserregend ist, dass die Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen von den Befragten schlechter bewertet werden als in den Vorjahren. Der Mittelwert sank von 3,4 auf 3,6, was in Schulnoten einem Abstieg von „befriedigend“ auf „ausreichend“ entspricht​. Diese Verschlechterung ist nicht nur ein Ergebnis von wirtschaftlichen Herausforderungen, sondern auch ein Signal für die Politik, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um die Gründungskultur in Deutschland zu revitalisieren. Laut dem Report ist der Rückgang des Gründungsinteresses nicht ausschließlich auf demografische Veränderungen zurückzuführen; selbst bei den jüngeren, gründungsaffinen Jahrgängen zwischen 18 und 34 Jahren ist das Interesse rückläufig​.

Viele Gründer und Investoren sehen die zunehmende Bürokratie und hohen Kosten als erhebliche Hemmnisse. Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft betont, dass der Staat endlich wirksame Maßnahmen ergreifen muss, um die „gefährliche Erstarrungstendenz“ zu überwinden und die Gründungsdynamik zu fördern. Er fordert mehr Unterstützung für junge Unternehmen, besonders in Hinblick auf die Digitalisierung und den Zugang zu Risikokapital​.

Auch aus der Startup-Szene selbst kommen warnende Stimmen. Felix Haas, Mitgründer und Chairman von Bits & Pretzels, kritisiert die nach wie vor hohe Bürokratie und die mangelnde Digitalisierung in Deutschland, die es vielen Startups schwer macht, Fuß zu fassen. Diese strukturellen Probleme wirken sich besonders negativ auf innovative Geschäftsmodelle aus, die schnelle Entscheidungen und Flexibilität erfordern.

Trotz der negativen Gesamtentwicklung gibt es jedoch auch Lichtblicke. So stieg die Anzahl der IHK-Gründungsberatungen im Jahr 2023 um 17 Prozent, was auf Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie und intensivere Bemühungen der IHKs zurückzuführen ist. Doch diese positiven Entwicklungen reichen nicht aus, um die grundlegenden Probleme zu überwinden. Die IHKs berichten, dass die Zahl der Einstiegsgespräche, die als Seismograf für das allgemeine Gründungsinteresse gelten, weiterhin unter dem Niveau von 2019 liegt​.

Die Ergebnisse des Reports sollten als dringender Weckruf für die Politik verstanden werden. Deutschland braucht jetzt entschiedene Maßnahmen, um bürokratische Hürden abzubauen, die steuerlichen Rahmenbedingungen zu vereinfachen und die digitale Infrastruktur zu verbessern. Diese Maßnahmen sind notwendig, um den Gründungsstandort Deutschland wieder attraktiver zu machen und das Unternehmertum als tragende Säule der Wirtschaft zu stärken.

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